„Transition Town, das ist wohl erst mal ein etwas sperriges Thema“, räumte Juliane Gräbener-Müller, die Vorsitzende des GRÜNEN-Ortsverbands, in ihrer Begrüßung ein und freute sich, dass dennoch so viele Frauen aus Bammental und Umgebung der Einladung zum 8. GRÜNEN Frauenfrühstück in der „Reilser Festscheune“ gefolgt waren. Dass drei Stunden später alle Anwesenden etwas mit diesem Begriff anfangen und sich sogar eine „Transition Town Bammental“ vorstellen konnten, ist den Referentinnen Isabell Kuhl und Nadine Frigyes zu verdanken. Die beiden Vertreterinnen der Gruppe „Transition Town Heidelberg“ verstanden es, ihr Anliegen ebenso lebendig wie strukturiert vorzubringen.
Ziele von Transition Town
In einer Power-Point-Präsentation erläuterte zunächst Isabell Kuhl die Geschichte, Ziele und Methoden des weltweiten Transition Town-Netzwerks. 2006 gründete der Brite Rob Hopkins in der englischen Stadt Totnes die erste Transition Town-Gruppe, seitdem sind weltweit 1195 lokale Initiativen hinzugekommen. Die Hauptziele der Bewegung bestehen laut Kuhl darin, die Unabhängigkeit vom Erdöl voranzutreiben, den Klimawandel zu stoppen und die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) von Städten und Gemeinden zu stärken. Das soll u.a. durch die Rückbesinnung auf verlorene Fertigkeiten und nicht mehr präsentes Wissen sowie das Regionalisieren von Herstellungsprozessen und Produkten geschehen. Der Impuls geht dabei „von unten“, von den Bürgerinnen und Bürgern aus, da die Klimapolitik auf nationaler wie internationaler Ebene als zu schwerfällig und ineffektiv betrachtet wird. Neben konkreten Handlungszielen hat Transition Town immer auch die Gruppe selbst im Blick: „Ein ganzheitlicher Ansatz, der Kopf, Herz und Hand gleichermaßen mobilisiert, und die aktive Gestaltung von Gruppenprozessen, z.B. mithilfe von ‚StimmungswächterInnen‘ oder MediatorInnen, sind für den angestrebten Wandel unerlässlich“, so Kuhl.
Projekte in Heidelberg
Die Arbeit der im Sommer 2013 gegründeten Transition Town Heidelberg stellte Nadine Frigyes vor. Aus anfangs 5 Mitgliedern sind inzwischen ca. 40 Aktive geworden. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, neben der Vernetzung bestehender Initiativen auch eigene Projekte zu entwickeln. So gibt es z.B. eine Filmreihe mit Denkanstößen für den Wandel, eine offene Wollwerkstatt oder die Regionale Küche, bei der zum Wegwerfen verurteilte Lebensmittel zu leckerem Essen verarbeitet und gemeinsam verzehrt werden. Zusammen mit Ökostadt Rhein-Neckar, BUND und dem Haus der Jugend wurde schon mehrmals ein „Repair-Café“ organisiert; hier helfen fachkundige Laien kostenlos bei der Reparatur von Gegenständen, die sonst entsorgt werden müssten. Die weitere Planung, so Frigyes, sieht u.a. einen Leihladen, einen Kurzfilm über die in HD bestehenden Initiativen des Wandels und eine Hausflurtauschbörse für Talente und Güter vor.
Auch Transition Town Heidelberg legt großen Wert auf funktionierende Gruppenstrukturen ohne Hierarchie. „Das Konzept ist schön“, sagt Frigyes, „aber zeit- und energieaufwändig!“ Entscheidungen werden in der Regel nicht nach dem Mehrheitsprinzip, sondern unter dem Aspekt des geringsten systemischen Widerstands getroffen, d. h., man wählt die Lösung, mit der alle am ehesten leben können.
Transition Town Bammental?
Aus der anschließenden Fragerunde konnten nicht nur die Bammentaler Frauen, sondern auch die Referentinnen selbst weitere wertvolle Anregungen mitnehmen.
Nach einer kurzen Pause, in der alle sich noch einmal am Buffet stärken konnten, leiteten Isabell Kuhl und Nadine Frigyes eine Motivationsübung an, um die Teilnehmenden für die Notwendigkeit und die Chancen des Wandels zu sensibilisieren.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein kurzes Brainstorming zu bereits bestehenden und wünschenswerten Initiativen in Bammental, bei dem klar wurde, dass in der Elsenzgemeinde mit Warentauschtag, öffentlichem Bücherregal, TwoGo-Fahrgemeinschaften und der Planung von Repair-Cafés bereits einiges passiert. Dennoch waren sich alle einig, dass noch mehr möglich ist, z.B. Verzicht auf Plastiktüten im Einzelhandel, privates Carsharing, Nachbarschaftskreise und Straßenfeste zum gegenseitigen Kennenlernen, Projekttage mit der Vorstellung verschiedener Initiativen in den Schulen, Essen bzw. Lebensmittel tauschen oder verschenken. Da wehte schon ein Hauch von „Transition Town Bammental“ durch die Reilser Festscheune!
Mit anhaltendem Beifall bedankten sich die Anwesenden bei den beiden Referentinnen für einen ausgesprochen informativen, anregenden Vormittag.
(jgm )