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Ein bisschen angespannt waren sie schon, die Frauen des GRÜNEN Ortsverbands, als sie am Sonntagmorgen ihr traditionelles Frauenfrühstück zum ersten Mal nicht wie bisher in der Reilser Festscheune, sondern im Familienzentrum vorbereiteten. Würden die neuen Räumlichkeiten angenommen werden? Ihr Resümee nach der Veranstaltung: Die anwesenden Frauen hatten sich durchweg positiv darüber geäußert, allen voran die Referentin Henriette Katzenstein, die mehrfach bedauerte, dass es in Neckargemünd keine vergleichbaren Räume für solche Veranstaltungen gebe! Dass das Frauenfrühstück diesmal nicht so gut besucht war wie in vergangenen Jahren, führten die GRÜNEN auf den ungewohnten Tag (Sonntag statt wie sonst Samstag), viele Veranstaltungen im Umfeld sowie auf das zunächst vielleicht etwas sperrige Thema „Grüne Zeitpolitik“ zurück. „Letztlich hat es aber auch Vorteile, dass wir das erste GRÜNE Frauenfrühstück im Familienzentrum mit einer etwas geringeren Teilnehmerinnenzahl bestreiten konnten“, befand das Team um die OV-Vorsitzende Juliane Gräbener-Müller und Gemeinderätin Anette Rehfuss.
GRÜNES Konzept einer Familien- und Arbeitszeitpolitik
Lebhaft ging es auf jeden Fall zu. Die zwanzig Frauen nutzten die Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen bei einem liebevoll zubereiteten und schmackhaften Frühstück, verfolgten dann aber auch mit Interesse das Impulsreferat von Henriette Katzenstein. Die stellv. fachliche Leiterin des Deutschen Instituts für Jugendhilfe und Familienrecht und Mutter dreier erwachsener Töchter erläuterte das von den Bundesgrünen entwickelte Konzept der „Familien- und Arbeitszeitpolitik“. Dabei geht es um eine selbstbestimmte und an die jeweilige Lebensphase angepasste Gestaltung der Erwerbsarbeitszeit. Den Rahmen hierfür bietet ein sogenannter Vollzeitkorridor, innerhalb dessen eine Wochenarbeitszeit zwischen 30 und 40 Stunden nach Absprache frei gewählt werden kann. Vorgesehen sind auch größere Spielräume für ältere Beschäftigte, z.B. durch frühere Teilzeit plus Teilrente sowie klare rechtliche Vorgaben für eine Beschäftigung über das Rentenalter hinaus bei Menschen, die länger beruflich aktiv bleiben möchten.
Selbstbestimmter Umgang mit der eigenen Zeit
„Kern des Konzepts“, so Henriette Katzenstein, „ist das Modell FamilienZeitPlus 8+8+8.“ Danach soll jedes Elternteil nach der Geburt eines Kindes Anspruch auf acht Monate „FamilienZeit“ haben, weitere acht Monate können sich die Eltern untereinander flexibel aufteilen. Auch Alleinerziehende sollen einen Anspruch auf 24 Monate FamilienZeitPlus haben. „Grüne Arbeitszeitpolitik zielt darauf, den Menschen mehr Selbstbestimmung über ein wichtiges Gut zu geben: ihre Zeit“, zitierte Katzenstein aus dem Parteiantrag, der auf dem Bundesparteitag im November verabschiedet wurde. „Und zwar unabhängig von Geschlecht und Einkommen“, fügte sie hinzu.
Bei der anschließenden regen Diskussion zeigte sich Zustimmung ebenso wie Skepsis über die Realisierbarkeit dieses Konzepts, wobei Frauen auch von ihren eigenen Erfahrungen mit Erwerbs- und Familienarbeitszeit berichteten.
Am Ende eines sehr informativen und anregenden Vormittags dankte Juliane Gräbener-Müller der Referentin mit einem Glas Bammentaler Honig und beschloss die Veranstaltung mit einer herzlichen Einladung zum 10. GRÜNEN Frauenfrühstück im März 2017 im Familienzentrum, dann wohl wieder an einem Samstag.
jgm